Wie könnte das Schullandheim in Bergneustadt zukünftig genutzt werden? Und wie können auch andere Bestände im Bergischen RheinLand weiterentwickelt werden? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Bürger*innen, Studierende und Fachleute vom 4. bis 8. Mai 2024 auf der Ideen-Woche der REGIONALE 2025.
Die REGIONALE hat den Umgang mit dem baulichen Bestand als eines Ihrer Kernthemen gesetzt. Im Bergischen RheinLand suchen und finden zahlreiche Brachflächen und Bestandsgebäude neue Perspektiven – von großen innerstädtischen Brachflächen bis hin zu kleinen Einzelhandelsläden. Dabei stellen sich in der Praxis wiederkehrende Fragen, die sich gut im Austausch untereinander und mit externen Expert*innen klären lassen. Im Rahmen des Aktivierungs- und Transferprozesses Weiter geht’s veranstaltete die REGIONALE 2025 eine Ideen-Woche im Bergneustädter Schullandheim, das selbst ein Bestandsgebäude auf der Suche nach einer neuen Nutzung ist.
Intensiver Austausch mit Erkenntnisgewinn
Rund 40 Personen aus Verwaltungen, Banken und Architekturbüros des Bergischen RheinLandes nahmen am 7. Mai 2024 vor Ort am „Express-Kongress“ der REGIONALE 2025 teil. Neben der Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen wurden an vier Arbeitstischen Praxis-Themen gemeinsam mit externen Expert*innen besprochen. Wesentliche Fragestellungen waren: Was sind erste Schritte der Brachflächenentwicklung? Wie funktioniert eine Konzeptvergabe? Wie geling eine gemeinwohlorientierte Projektentwicklung? Und was ist die Sicht der Investor*innen? Als Gesprächspartner*innen standen Jens Grisar (stellvertretender Geschäftsführer des Region Köln/Bonn e.V.) und Thomas Rau (Geschäftsbereichsleiter Stadtentwicklung und Quartiere bei moderne stadt Gesellschaft zur Förderung des Städtebaues mbH), Andrea Nickisch (Netzwerk Zukunftsorte e.V.), Maja Thelen (Projektmanagerin startklar a+b GmbH) und Elias Cores (Projektentwickler Stiftung trias) sowie Renata Filipovic (KÜSSDENFROSCH Häuserwachküssgesellschaft mbH) und Christian Baierl (Vorstand Renaissance Immobilien und Beteiligungen AG) zur Verfügung. In den Diskussionen kristallisierten sich drei Erkenntnisse heraus:
- Eine fördernde und steuernde Verwaltung spielt bei der Bestandsentwicklung eine zentrale Rolle
- Zwischennutzungen sind wichtig und können relevante Entwicklungsanstöße geben
- Der gegenseitige Erfahrungsaustausch erleichtert die Arbeit
Studierende entwickeln vor Ort Entwürfe
Ein Beispiel für das Potenzial von Bestandsgebäuden im Bergischen RheinLand ist das Schullandheim in Bergneustadt. In den 1950er Jahren errichtet, war es über viele Jahre Ausflugsziel für Schulklassen oder Vereine, die die Gemeinschaftsräume, die Aula, die Turnhalle und das Außengelände mit Anschluss an die Bergneustädter Wanderwege genutzt haben. Trotz bestehender Nachfrage hat der Betreiber-Verein das Schullandheim im November 2023 geschlossen.
Eigentlich übernachtet hier also niemand mehr. Aber am Samstag, 4. Mai 2024, zogen 14 Studierende und Dozierende der Alanus Hochschule Alfter für sechs Tage im Schullandheim in Bergneustadt ein. Der Ansatz: Den Gegenstand ihrer diesjährigen Semesterarbeit nicht nur besichtigen, sondern erleben. Die Studierenden entwickeln Ideen, mit welcher Nutzung und Architektur das Schullandheim eine Zukunft haben könnte und präsentierten diese ebenfalls auf der Ideen-Woche. Ihre Entwürfe können erste Diskussionsgrundlage für die tatsächliche Entwicklung geben.
Gezielte Einbindung der Bürgerinnen und Bürger
Wesentlich für die Frage einer neuen Nutzung sind die Stimmen aus der Bürgerschaft. Schon im Vorfeld der Ideen-Woche gab es eine Online-Umfrage, in der Bergneustädterinnen und Bergneustädter Ihre Ideen einbringen konnten. Interessierte nahmen am Dienstag, 7. Mai 2024, am Stakeholder-Workshop teil. Dort konnten Sie bei einer ersten Besichtigung prüfen, ob ihre Nutzungsidee zum Schullandheim passt und ob Synergien mit anderen Interessierten bestehen. Am Mittwoch, 8. Mai 2024, wurde die Stimmen der Jugendlichen gehört – zwei Bergneustädter Schulklassen brachten ihre Anliegen und Ideen ein.
Den Abschluss der Ideen-Woche bildete das Ideen-Fest am Mittwochabend, das von rund 100 Bürgerinnen und Bürgern besucht wurde und auf großes Interesse stieß. Die Besucher*innen erlebten zunächst eine Kunstintervention der besonderen Art: eine Tor-Skulptur, bestehend aus roter Maurerschnur, wurde vor dem bestehenden Eingang des Schullandheims aufgebaut und schuf ein temporäres, neues Entrée. Auf mehreren Führungen erkundeten die Besucher*innen das Gebäude, lernten die Entwürfe der Studierenden kennen und informierten sich über die bisherige Ideen-Sammlung der Bergneustädterinnen und Bergneustädter. Bei gutem Wetter, Bewirtung und Live-Musik wurden im Au0enbereich außerdem neue Ideen geschmiedet.
Im Ergebnis sind zahlreiche Anregungen für das Schullandheim zusammengekommen. Wiederkehrend fielen Stichworte wie Übernachtungen, Vereine, Gemeinschaft & Austausch, Bildung, Kultur, Erholung oder Sport. Die Ideen-Woche ist als Auftakt zu einem längeren und offenen Prozess zu verstehen – wesentliche Frage, beispielsweise zu Nutzungen, Trägerschaft, Finanzierung für das Schullandheim, werden noch zu klären sein. Die Gäste waren sich aber einig, dass man schnell in Umsetzung gehen könnte und das Potenzial nutzen müsse: Prinzipiell sei alles in Schuss, man könne hier direkt am Wochenende ein Fußballturnier veranstalten.
Ein aktuelles Video bietet Einblicke in die Veranstaltung und zeigt Impressionen aus den unterschiedlichen Formaten. Neben Bergneustadts Bürgermeister Matthias Thul oder Prof. Ragnhild Klußmann (Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft) kommt auch der stellvertretende Geschäftsführer der REGIONALE 2025, Thomas Kemme, zu Wort.